Hier der Unterschied zwischen Spät- und Folgeschäden:
Spät- und Folgeschäden bei Contergan-Geschädigten
Heute leben noch etwa 2.400 Menschen mit Contergan-Schädigungen in Deutschland. Ihr Durchschnittsalter
liegt mittlerweile bei 53 Jahren. Abgesehen von den Grundschädigungen aufgrund
der Einnahme von Contergan durch die Mütter während der Schwangerschaft sind bei den Betroffenen
im Laufe der Jahrzehnte diverse weitere Spät- und Folgeschäden erkannt worden beziehungsweise
aufgetreten.
Dabei werden als Spätschäden solche bezeichnet, die bereits vorgeburtlich
entstanden sind, aber erst zu einem späteren Zeitpunkt diagnostiziert wurden. Folgeschäden
sind hingegen solche Schäden, die sich erst im Lebensverlauf entwickelten und die ihren
Ursprung vor allem in denjenigen Bewegungsmustern haben, mit denen fehlende Gelenke
und Gliedmaßen kompensiert werden. Die Spät- und Folgeschäden sind nunmehr auch in der
Studie des Instituts für Gerontologie der Universität Heidelberg aus dem Zeitraum zwischen 2008
und 2012 verifiziert worden. Inhaltlich zielte die Studie darauf ab, die bestehenden Versorgungsdefizite
und die künftigen Unterstützungsbedarfe Contergan-geschädigter Menschen zu
ermitteln und daraus entsprechende Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Die Erkenntnisse aus der Studie zur Art und zum Ausmaß der Spät- und Folgeschäden der Contergan-Schädigung sind
dramatisch:
So etwa wurde im Hinblick auf die Folgeschäden festgestellt, dass die jahrelange Fehl- und
Überbelastung ursprünglich gesunder Gelenke und Gliedmaßen mittlerweile zu schweren Arthrosen
und Verschleißerscheinungen, Muskel- und Sehnenschwächen, starken (meist chronischen)
Schmerzen sowie einer erheblichen Einschränkung der Mobilität geführt hat. Auch ist ein
starker Anstieg von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Schädigung innerer Organe, des Zentralen
Nervensystems, der Wirbelsäule sowie der Hüfte zu verzeichnen. Die Folgeschäden führen
aber auch in sozialer und psychischer Hinsicht zu einer Einschränkung der Lebensqualität. Zu
nennen ist insbesondere die von den Betroffenen als unsicher wahrgenommene Zukunft. Die Unsicherheit
bezieht sich dabei unter anderem auf die wachsende Einschränkung der Mobilität, auf
eine nicht sichergestellte Assistenz in medizinischer, rehabilitativer und pflegerischer Hinsicht
sowie auf abnehmende Ressourcen zur Erhaltung eines weitgehend selbstständigen Lebens.
LG
Femme